Vater der modernen Hypnosetherapie
Die Hypnose zählt wohl mit zu den ältesten Heilverfahren der Menschheit, die längst auch in der modernen Psychotherapie anerkannt ist und als äußerst effektiv gilt. Dies ist maßgeblich dem US-amerikanischen Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten Milton Erickson zu verdanken, der als Vater der modernen Hypnosetherapie gilt.
Wie ist die Milton Erickson Hypnose entstanden?
Das Licht der Welt erblickte Milton Erickson am 5. Dezember 1901 in Aurum im US-Bundesstaat Nevada. Jedoch schien ihm nur ein kurzes Leben beschieden zu sein. Denn anno 1991 erkrankte er an Kinderlähmung und fiel in ein dreitägiges Koma, aus dem er zunächst nicht mehr zu erwachen schien. Als er wider erwarten doch erwachte, war er komplett gelähmt und verbrachte die Tage in einem Schaukelstuhl. Allein Kraft seines Willens gelang es ihm, seine Bewegungsfähigkeit wieder herzustellen. Diese einschneidende Erfahrung weckte Ericksons Interesse an Trancezuständen. Während seiner Studentenzeit wandte er sich der Hypnose zu und entwickelte eigene Techniken, die heute als Milton Erickson Hypnose bekannt sind und von Einrichtungen wie dem Milton Erickson Institut oder dem Institut für angewandte Hypnose weiterentwickelt und optimiert wurden.
Die verschiedenen Hypnose Techniken
Das wichtigste Prinzip in der Hypnotherapie besteht darin, dass der Psychotherapeut sich bestmöglich an seinen Klienten anpasst. So passt er sich sprachlich dem Klienten an und nutzt auch dessen Weltbild während der Therapie. Der Grund: So wird es für den Klienten leichter, die gewünschten Veränderungen anzunehmen. Und oftmals zeigt sich dabei, dass oft schon kleine Veränderungen ausreichen, um die bisherigen Verhaltensmuster zu durchbrechen.
Zu einer wichtigen Technik gehört in der Milton Erickson Therapie ferner die sogenannte Destabilisierung. Das bedeutet: Ist der Klient gerade in einem destruktiven Gedankenmuster gefangen, verwirrt ihn der Therapeut etwas, um ihn dazu zu bringen, eine neue Perspektive anzunehmen und kreative Lösungen für das Problem zu finden.
Typisch für die Milton Erickson Hypnose ist auch die Tatsache, dass zahlreiche Suggestionen während des Therapiegespräches beiläufig gesetzt werden, indem der Therapeut eine Geschichte erzählt oder eine Metapher einfließen lässt. Die Annahme dahinter lautet, dass der Klient die Suggestion sehr wohl auch dann aufnimmt, wenn er diese gar nicht bewusst registriert. Diese beiläufigen Suggestionen werden in aller Regel in indirekter Rede gesetzt, sodass sich das Unterbewusstsein des Klienten genau das herauspicken kann, was in der aktuellen Situation hilfreich ist.
Weil jene Dinge, auf die der Klient seine Aufmerksamkeit richtet, sich auf seine Gefühle und Gedanken auswirkt, lenkt der Psychotherapeut die Achtsamkeit des Klienten auf Assoziationen, die ihn in einen hilfreichen emotionalen Zustand versetzen. Diese hypnotherapeutische Methode wird als Priming bezeichnet.
Eine wichtige Annahme lautet, dass jeder Mensch über jene Ressourcen verfügt, die ihm dabei helfen, sein Problem zu lösen. Er ist jedoch nicht in der Lage dazu, diese auch abzurufen, was durch die hypnotherapeutische Behandlung möglich wird.
Der Therapeut lernt in der Ausbildung ferner, wie es ihm gelingt, belastende Erfahrungen und Erinnerungen des Klienten im Unterbewusstsein zu neutralisieren oder zumindest abzumildern. Der Grund: Das menschliche Gehirn ist nicht in der Lage dazu Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden. Die Erleichterung wird also dadurch geschaffen, dass im Unterbewusstsein positive Ressourcen in die negative Erinnerung oder Erfahrung einfließen.
Weil sich nicht jedes Problem in der Gegenwart lösen lässt, kann es unter Umständen hilfreich sein, wenn der Psychotherapeut den Klienten unter Hypnose in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen lässt. Der Grund: Dadurch gelingt es dem Klienten, das Problem aus der Perspektive eines anderen Ichs zu betrachten und kann dadurch einen neuen Weg zur Problemlösung finden.
Der „Schutz des Unterbewussten“, den Milton Erickson vertrat, zählt hingegen zu den umstrittenen Methoden. Denn manchmal ist es für die Klienten schwierig oder schmerzhaft jene Lösungen, die sie im Trancezustand gefunden haben, anzunehmen. Milton Erickson lenkte in diesem Fall das Unterbewusstsein ab oder ließ den Klienten vergessen, was jedoch einigen Therapeuten widerstrebt.
Wo gibt es eine entsprechende Ausbildung?
Eine Ausbildung in der Milton Erickson Therapie ist bei verschiedenen Stellen möglich. Dazu gehört die Milton H. Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e.V., die in Deutschland 16 Standorte betreibt. Eine weitere Anlaufstelle für Interessierte ist das Hypnomedia Institut und Praxis für Hypnosetherapie mit Sitz im nordrhein-westälischen Mettmann.